Belichtungskorrektur mittels Histogramm
Digitale Kameras bieten einen entscheidenden Vorteil gegenüber ihren analogen Kollegen. Die auf die Speicherkarte gebannten Fotos können direkt nach der Aufnahme auf dem Kamera-Display betrachtet werden. Somit ist es ein Leichtes, sich an die korrekte Belichtung heranzutasten. Dieser Ansatz ist aber viel zu langsam und erfordert wiederum Erfahrung. Wie muss ich die Belichtungskorrektur (in EV) wählen, damit das jetzt noch unterbelichtete oder überbelichtete Foto beim nächsten Auslösen gleich richtig belichtet wird? Es ist ein Spiel mit EV-Werten, das nur mit Erfahrungs- und Referenzwerten schneller ans Ziel führt. Doch es gibt auch eine elegantere und vor allem wesentlich effizientere Möglichkeit, die Stärke der Belichtungskorrektur zu bestimmen.
Das Histogramm
Das Histogramm stellt die statistische Verteilung der Helligkeitswerte eines Fotos visuell dar (siehe Abbildung 1). Auf der waagerechten Achse des Diagramms sind die Helligkeitswerte von dunkel nach hell und auf der senkrechten Achse die einem Helligkeitswert zugehörige Vorkommenshäufigkeit im Bild aufgetragen. Dies erlaubt einige schnelle Analysen über die aufgenommenen Bilddaten. Da der Sensor eine wesentlich geringere Dynamik als die des Auges aufweist, also sehr viel weniger Unterschiede zwischen komplett dunkel und komplett hell auflösen kann, ist es wichtig, diesen Tonwertumfang möglichst komplett auszunutzen ohne dabei die Grenzen zu überschreiten. Es sollte sich also sowohl der dunkelste als auch der hellste Punkt des Motivs im Tonwertumfang des Sensors befinden.
Abbildung 1: Histogramm (0 EV)
Um dies sicherzustellen, kann das Histogramm als Aussage über die Verteilung der Tonwerte /Helligkeitswerte herangezogen werden. Ist der Ausschlag des Histogramms am linken Rand übermäßig stark (siehe Abbildung 2), so ist der Tonwertumfang des Motivs nicht ideal auf den des Sensors abgebildet worden: das Bild ist unterbelichtet. Ebenso verhält es sich mit dem rechten Rand, hier handelt es sich dann analog dazu um eine Überbelichtung. Sind beide Ränder „ausgefressen„, so lässt sich der Tonwertumfang der Szene nicht in den des Sensors einpassen und es ist Postprocessing in der Bildbearbeitung am Rechner notwendig.
Abbildung 2: Histogramm eines unterbelichteten Bildes
Ein korrekt belichtetes Bild könnte ein Histogramm wie in Abbildung 1 haben. Ist das Bild jedoch unterbelichtet (siehe Abbildung 2), muss die Belichtung „nach rechts“ korrigiert werden. An dieser Stelle kommen die EV-Werte aus dem 3. Teil dieser Artikelserie endlich zum Einsatz. Die Korrektur „nach rechts“ bedeutet eine Änderung der Belichtung um positive EV-Werte und die Stärke der Korrektur kann an den Histogrammen der meisten Kamerahersteller sogar gut einschätzbar ablesen.
Als grafische Beispiele dienen diesem Artikel die Histogramme der Canon EOS 400D. Diese haben eine 5-fach Unterteilung des Tonwertumfangs im Histogramm und dienlicherweise entspricht jeder Schritt einer EV-Änderung von 1. Abbildung 3 und 4 verdeutlichen die Auswirkung einer Belichtungskorrektur von 1 EV in negativer bzw. positiver Richtung. Die Kurve des Histogramms verschiebt sich gut sichtbar um die Breite eines der 5 eingeteilten Bereiche. Mit einem guten Auge lassen sich mit der Zeit auch 1/3- oder 1/2-Schritte im Histogramm „ablesen“. Somit kann die Belichtung sehr gut vorausgesagt und eine Unter- oder Überbelichtung schnell und vor allem gut abschätzbar korrigiert werden.
Abbildung 3: Histogramm (-1 EV)
Abbildung 4: Histogramm (+1 EV)
Sehr zuvorkommend ist diese Methode auch im Bereich der High-Key und Low-Key Fotografie. High-Key Aufnahmen zeichnen sich durch die überdurchschnittlich starke Verteilung der Tonwerte im hellen Bereich aus. Für Low-Key Aufnahmen gilt das Gegenteil, die Tonwerte konzentrieren sich hauptsächlich im dunklen Bereich. Mittels Histogramm lässt sich also das Ergebnis der Aufnahme optimieren und die Verteilung der Tonwerte ans Limit im entsprechenden Bereich verschieben.
Im nächsten und vorerst letzten Teil dieser Artikelserie „Belichtung meistern“ wird eine Technik aus der Zeit der analogen Fotografie (die Zonentechnik von Ansel Adams) in einer für die Digitalfotografie vereinfachten Variante zur adaptiven Nutzung des Belichtungsmessers der Kamera vorgestellt.