Auf zum letzten Artikel der Artikelreihe „Schärfe meistern“. Jetzt geht’s endlich wieder ums Fotografieren und die Wahl der richtigen Parameter vor dem Schuss.
Aufnahmetechnik
Optimale Blende
Ich habe es schon im 2. Artikel bei der Wahl lichtstarker Objektive erwähnt, aber der Vollständigkeit halber, gehört dieser Punkt auch unter Aufnahmetechnik. 2-3 Stufen abgeblendet sind Objektive am Schärfsten, vignettieren weniger und weisen deutlich weniger Randunschärfe auf. Je stärker die Blende geschlossen ist, umso größer wird ebenfalls die Schärfentiefe. Doch ab einem gewissen Grad tritt die sog. Beugungsunschärfe (auch Diffraktion genannt) auf. Ab diesem Punkt wird das Bild trotz steigender Schärfentiefe weicher. In einer kleinen Testreihe lässt sich schnell die optimale Blende des benutzten Objektivs bestimmen.
Maximale Verschlusszeit
Die altbekannte Faustregel gilt auch heute noch: die max. freihand haltbare Verschlusszeit beträgt 1/Brennweite. Bei 85mm sollte man also höchstens 1/100 s, besser jedoch noch geringer wie bspw. 1/200 s, belichten, um nicht zu verwackeln. Wichtig ist hierbei zu wissen, dass die Formel für die Brennweite entsprechend Kleinbildformat gerechnet wurde. Crop-Kameras mit Crop-Faktor c (bspw. c=1,6 bei Canon EOS 400D) haben dementsprechend die Formel: t = 1/(Brennweite*c).
Nicht vergessen: die Formel ist nur eine Näherung und gilt natürlich nicht unbedingt für extremes Zittern (bspw. nach langer Stativ-Tragerei…). Sollen bewegungsreiche Motive eingefangen werden, gilt es natürlich noch viel mehr auf die entsprechend nötige Verschlusszeit zu achten. Beispiele: Sport- und Konzertfotografie, aber auch Kinder sind wesentlich unruhiger, als man denken mag.
Höhere ISO-Empfindlichkeit
Eine ganz wichtige Fotografen-Regel: Lieber ein verrauschtes, als ein verwackeltes Bild! DSLRs aktueller Generationen haben ein wirklich hervorragendes Rauschverhalten, so dass man auch beherzt zu einer höheren ISO-Empfindlichkeit greifen kann, um ein Motiv scharf einzufangen. Die Bildqualität leidet, aber das (scharfe) Motiv heiligt die Mittel! Sollte das Rauschen dann doch stören, gibt es mittlerweile eine Reihe sehr guter Rauschentfernungsprogramme, die sehr gut Luminanz- und Farbrauschen eliminieren können. Dabei nicht vergessen, dass Rauschminimierung einen gewissen Verlust an Detailreichtum zur Folge hat. Hier gilt es zu experimentieren.
Serienaufnahmemodus
Der Kontinuierlichkeit des Verwackelns wird von der Statistik gerne eins ausgewischt. In Zeiten digitaler Kameras ist diese Methode natürlich überhaupt erst sinnvoll einsetzbar geworden, aber manchmal kann es hilfreich sein, in aussichtslosen Situationen den Serienaufnahmemodus zu aktivieren und bewusst eine Salve an Fotos zu verschiessen. Bei den zahlreichen resultierenden Aufnahmen besteht eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, dass eines wirklich noch scharf geraten ist.
Spiegelvorauslösung
Beim Fotografieren vom Stativ aus, kann selbst der Schlag des Spiegels beim Auslösen die Kamera in genügend Bewegung versetzen, so dass daraus Unschärfe resultiert. Als Lösung hierfür gibt es die sogenannte Spiegelvorauslösung. Dabei wird der Schwingspiegel der Kamera bereits deutlich vor dem eigentlichen Auslösen hochgeklappt, so dass zum Zeitpunkt der Aufnahme keine Schwingungen mehr im Kamerabody herrschen. Es empfiehlt sich hierbei der Einsatz eines Kabelfern- oder des Selbstauslösers.
Kabelfernauslöser / Selbstauslöser
So stabil ein Stativ und der darauf geschraubte Stativkopf auch sein mag, das Auslösen der Kamera an der Kamera führt zu geringem Wackeln. Verwendet man einen Kabelfernauslöser, wird jegliche mechanische Belastung beim Auslösen von der Kamera genommen. Auch lässt sich das Motiv von der Kamera gelöst beobachten und zum richtigen Zeitpunkt auslösen. Das funktioniert natürlich auch mit dem Selbstauslöser der Kamera, wenn jedoch auch zeitverzögert und dadurch nicht immer ideal, wenngleich günstiger.
Mit diesem Artikel ist die Artikelreihe „Schärfe meistern“ abgeschlossen. Wer genau mitgezählt hat, wird wohl bemerkt haben, dass es sich eigentlich um 17 Tipps handelt… Erwischt! Sorry, aber beim Schreiben sind mir dann doch noch 2 kleine Zusatz-Tipps eingefallen 🙂
Ich hoffe die Artikelreihe hat den einen oder anderen Geheimtipp zu Tage gefördert oder aber zumindest geholfen zu verstehen, wie einfach es ist, scharfe Bilder auch ohne großen Hokus Pokus schießen zu können. Man kann es nicht oft genug wiederholen: In Zeiten digitaler Kameras ist es ein Leichtes, so lange zu experimentieren, bis man vorzeigbare Ergebnisse produziert. In diesem Sinne: lieber die Speicherkarte glühen lassen, statt lange nach der theoretischen Lösung für das fotografische Problem zu suchen. Gerade das Experimentieren fördert doch auch das eine oder andere ungewollte Juwel zu Tage.